KW 26 24.-29.06.2013
Lia Pale: Gone too far Emarcy/ Universal 602537296613 VÖ 14.06.2013
Darf man das? Darf man Schuberts Winterreise als Steinbruch nutzen für eigene musikalische Grenzerfahrungen? Noch dazu für ein Debütalbum?
Der CD-Titel legt eine vorschnelle Antwort nahe: Gone too far – zu weit gegangen. Doch wer ein Stück des Weges gemeinsam mit Lia Pale, der jungen Sängerin aus Oberösterreich zurücklegt, der wird schnell merken, dass hier jemand ein ganze Menge zu sagen hat, und dass die Empfindungswelt eines Franz Schubert durchaus nicht beim Übergang von der Romantik in die Moderne ihr Ende gefunden hat.
Sphärisch und intensiv zugleich ist ihre Stimme, dicht gewebt die Arrangements der Musik von Mathias Rüegg, dem Kopf des Vienna Art Orchestra. Das ist Jazz feinster kammermusikalischer Art und unbedingt hörenswert.
Mikado macht es möglich, Montag bis Samstag, immer zwischen 6-9 Uhr.
Montag, 24.06.13, 2. Stunde
Endlich ist der Sommer da, und jetzt kommen wir Ihnen mit der Winterreise, noch dazu einer höchst eigenwilligen Adaption der Schubert’schen Vorlage.
Gone too far heißt die neue CD der Woche bei Mikado, und das ist keinesfalls programmatisch für die Auswahl des Sujets zu verstehen.
Die junge österreichische Sängerin Lia Pale stellt sich mit diesem Album vor, das sie gemeinsam mit Mathias Rüegg, dem Mastermind des Vienna Art Orchestra erarbeitet hat. Und mit dem die beiden Schubert für die Welt des Jazz gewonnen haben. Fein ausgehörte Arrangements erwarten Sie auf dieser CD, und eine Sängerin, die intensiv und zerbrechlich zugleich der empfindsamen Welt eines Schubert und eines Wilhelm Müller nachsspürt. Lia Pale hat die Texte ins Englische übertragen, sie bleiben nah beim Original, auch wenn die Titel der Songs dies nichts verraten.
Barefoot on the snowbank heißt dieser Titel, bei Schubert ist es der Leiermann, der barfuß auf dem Eise wankt.
Barefoot on the snowbank 3.18
Barefoot on the snowbank.
Lia Pales Lesart von Schuberts Winterreise. Auf unserer CD der Woche, dem Album „Gone too far“, erschienen bei Universal.
Morgen das nächste Stück daraus bei Mikado.
Dienstag, 25.06.13, 3. Stunde
Gone too far heißt die aktuelle CD der Woche bei Mikado. Auf dem Cover ein Schwarz-Weiß Foto von Lia Pale (Lih’a Päjl), einer jungen Frau mit großen Augen und schneeblonden Haaren.
Nichts deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Album um den halben Zyklus der Schubert’schen Winterreise handelt.
Nichts außer dem kleinen Verweis auf die Originaltitel der Songs. Und die ironischen Credits: Musik von „berT“, arrangiert von shoE, Texte von Will milleR, adaptiert von Lia Pale.
Bert und shoe hat man dann schnell zu Schubert zusammengesetzt, und Will ist der Dichter Wilhelm Müller. Hinter „shoe“, auch das wird mit keinem Wort auf der CD vermerkt, verbirgt sich Mathias Rüegg, der vielseitige Begründer des Vienna Art Orchestra, der bei diesem Projekt zum ersten mal seit langem auch wieder selbst am Klavier mitwirkt.
Arrangiert hat er die Songs für Singstimme und Jazzquartett, und dürfte damit den ersten Lied-Zyklus der Popularmusikgeschichte geschrieben haben.
Einsamkeit heißt das Lied im Original, dieses Walk with stumblin‘ feet, das Mathias Rüegg mit einer leichten Habanera unterlegt hat.
Walk with stumblin’ feet | Pale, Lia 3.23
Mit stolpernden Füßen der Einsamkeit davonlaufen.
Lia Pale auf ihrem Debütalbum Gone too far, erschienen bei Universal.
Informationen zur CD der Woche finden Sie unter hr2-kultur.de.
Mittwoch, 26.06.13, 1. Stunde
Das ist schon ein unerhörtes Projekt, mit dem sich die österreichische Sängerin Lia Pale vorstellt. Und das wir deswegen als CD der Woche bei Mikado vorstellen. Nichts weniger als Schuberts Winterreise hat sie sich vorgenommen und überprüft sie auf ihre Jazztauglichkeit. Die Texte Wilhelm Müllers hat sie ins Englische übertragen, nah am Original aber jeweils mit anderen Titeln versehen. So deutet beim ersten Blick und beim ersten flüchtigen Hören nichts darauf hin, dass man es mit einem alten Bekannten zu tun hat. Bis einen dann kleine Melodiewendungen seltsam vertraut anschauen. Ein Plagiat? Nein, eine gewollte Adaption. Die man übrigens auch mit Gewinn anhören kann, wenn man von der Winterreise gar nichts weiß.
Gute Nacht heißt es bei Franz Schubert, you will not hear me leaving bei Lia Pale.
You will not hear me leaving 4.30
Gone too far heißt das Debütalbum der österreichischen Sängerin Lia Pale.
Erschienen ist es gerade bei Universal, und morgen früh gibt’s das nächste Stück aus unserer CD der Woche.
Donnerstag, 27.06.13, 2. Stunde
Seit Norah Jones kam niemand mehr mit solcher Grandezza auf die Weltbühne, schrieb ein Kritiker über Lia Pale (Li:a Päjl), die österreichische Sängerin, deren Debütalbum wir als CD der Woche vorstellen. Da liegt sie nun die Latte. Unerreichbar hoch, denn schon das mit dem mehrfachen Grammy-Gewinn gleich im ersten Jahr wird einer nicht-amerikanischen Künstlerin wohl niemals glücken. Einigen wir uns also darauf, dass hier jemand die Bühne betreten hat, der aufhorchen läßt. Es kommt einem vor, als ließe Lia Pale in ihr Innerstes blicken, so ungeschützt und verletzlich klingt ihre Stimme. Was sicher auch damit zu tun hat, dass sie einen Klassiker empfindsamer Gemütszustandsbeschreibung zur Vorlage gewählt hat: Schuberts Winterreise.
The numbers and the date | Pale, Lia 3.49
Schuberts Winterreise und der Jazz, wer’s nicht gehört hat, hält es nicht für möglich, dass die beiden zusammen passen. Lia Pale tritt den Beweis an, auf ihrem Album „Gone too far“, unserer CD der Woche.
Freitag, 28.06.13, 1. Stunde
“Ich träumte von bunten Blumen, so wie sie wohl blühen im Mai”, so beginnt der Frühlingstraum von Wilhelm Müller. Eines der Gedichte, die Franz Schubert für seine Winterreise vertonte.
Und als der Hahn kräht, ist der Traum vorbei, und draußen ist es wieder kalt und finster. Diesen Moment wählte die österreichische Sängerin Lia Pale als Titel und Ausgangspunkt für ihre Version des Frühlingstraums. „Gone too far“ heißt ihre CD, für die sie gemeinsam mit Mathias Rüegg, dem Begründer des Vienna Art Orchestra die Winterreise in den Jazz übertragen hat. Gewagt und gelungen, und deshalb ist es unsere CD der Woche bei Mikado.
Heute eben mit dem Frühlingstraum – The rooster woke me.
The rooster woke me 4.25
Musik aus der CD der Woche, dem Album “Gone too far” von Lia Pale.
Erschienen ist es bei Universal.
Samstag, 29.06.13, 3. Stunde
Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein bekanntes klassisches Lied in einen anderen Zusammenhang stellen, in eine andere Zeit überführen. Text, Melodie und harmonisches Gerüst gilt es vorsichtig anzufassen, damit das Lied überhaupt noch erkennbar bleibt. Aber beim Tempo, beim Rhythmus und der Instrumentierung lässt sich etwas machen. Und das Resultat liegt keineswegs immer so auf der Hand, wie einen das fertige Produkt glauben macht. Anschauungsunterricht bieten die letzten beiden Tracks auf unserer CD der Woche. „Gone too far“ der österreichischen Sängerin Lia Pale. Die hat sich ja gemeinsam mit Vienna Art Orchestra Mastermind Mathias Rüegg die Winterreise von Franz Schubert vorgenommen. Und beim heutigen Beispiel, dem Lied „Erstarrung“ stellen sie zwei Versionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten zur Auswahl. Gleicher Text, gleiche Melodie. Doch während die eine Version das Wort Erstarrung gleichsam in Musik umsetzt, hastet die andere in nervöser Unruhe hin und her. Ein aufgescheuchter Klaviersatz steht für die rastlose Suche nach wenigstens den Fußspuren des verlorenen Geliebten. Und für diese Version haben wir uns heute entschieden.
Footprints can’t be seen.
Footprints can’t be seen | Pale, Lia 3.52
Schuberts Winterreise in Jazz. Die CD der Woche hat bewiesen, dass es geht.
Gone too far heißt das Album von Lia Pale, erschienen ist es bei Universal.
Mehr Informationen finden Sie unter hr2-kultur.de.